Montag, September 25, 2006

Alarmierende Uno-Studie

Im Schatten der Abstimmungsdiskussionen ging eine wahrhaft alarmierende News beinahe unter, deren Konsequenzen - auch was die Migration angeht - die Ereiferung um den Urnengang gehörig relativieren.

Der Klimawandel ist nicht mehr zu verhindern, allenfalls ist das Ausmass der Erwärmung noch beeinflussbar. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Klimabericht der Vereinten Nationen, der der "Welt am Sonntag" vorliegt. Der "streng vertrauliche" Entwurf liege den Regierungen vor und gehe in seinen Ergebnissen zum Teil weit über den UN-Klimabericht von 2001 hinaus.
Wie das Blatt berichtet, erwartet das Berliner Umweltministerium auf der Basis der Daten bis zum Jahr 2100 weltweit eine mittlere Erwärmung um drei Grad Celsius. Deutschland werde unter bisher unbekannten Hitzewellen und Dürreperioden leiden. Im Sommer würden die Temperaturen deutlich über 40 Grad steigen. Die Arktis werde im Sommer eisfrei sein. Die Studie ist Grundlage für den vierten UN-Klimabericht, der im kommenden Jahr verabschiedet werden soll.
Die darin enthaltenen Warnungen gingen zum Teil weit über die des vorigen Berichts hinaus, berichtet die "WamS" und beruft sich dabei auf eine interne Stellungnahme des Umweltministeriums. Mit den Prognosen verbinden die Wissenschaftler unter anderem schwerwiegende Folgen für die europäische Landwirtschaft. Die grössten Verluste in der Landwirtschaft werde es im Mittelmeerraum, im südwestlichen Balkan und im Süden Russlands geben. Rund die Hälfte der europäischen Pflanzenwelt sei durch den Klimawandel "gefährdet, vom Aussterben bedroht oder akut vom Aussterben bedroht". Dramatisch seien die Auswirkungen auch auf die Alpen. Bis zum Jahr 2050 rechnen die Autoren des UN-Berichts damit, dass kleine Gletscher verschwinden und größere Gletscher um bis zu 70 Prozent abschmelzen.
Die Folgen wären gravierend: Eine UN-Studie vom vergangenen Monat kam zu dem Schluss, dass ein Temperaturanstieg um drei Grad für 400 Millionen Menschen den Hungertod bedeuten könnte - als Folge von Wasserknappheit und unfruchtbarem Land.


Und auch von der Arktis wird Beunruhigendes berichtet:

Das ewige Eis des Arktischen Ozeans rings um den Nordpol ist zwischen 2004 und 2005 plötzlich und rapide um 14 Prozent geschrumpft. In dieser Zeit habe das Ganzjahres-Eis um 730'000 Quadratkilometer abgenommen - das ist mehr als die doppelte Fläche Deutschlands. Das teilten die US-Raumfahrtbehörde Nasa und der US-Verband für Geophysik mit. Langfristig könnte sich diese Entwicklung dramatisch auf die Umwelt und die Schifffahrt auswirken, hiess es. Die Eisschmelze heizt den Treibhauseffekt zusätzlich an, denn Eis reflektiert Sonnenstrahlen stärker als die dunklere Meeresoberfläche.(Weitere Infos z. B. hier.


Einmal mehr: Meint ihr nicht, es wäre an der Zeit, euer Verhalten an der Realität zu messen?

Abstimmung - Herrje!

Antwort auf entsprechenden Eintrag in Ignoranz.ch
Ja, Blocher war tatsächlich äusserst inkonsequent. Dabei hatte er noch versprochen, auf Propaganda zu verzichten. Dann kam ein Auftritt nach dem anderen - und die feige Weigerung, an kontradiktorischen Diskussionen teilzunehmen. Aber seine Anhänger haben ein ähnlich kurzes Gedächtnis wie er und werden sich an das Versprechen nicht mehr erinnern und seine Lügen, so sie sie überhaupt wahrgenommen haben, ebenso schnell vergessen. Sie leiden auch an der gleichen Realitätsverschiebung: Bereits wurde geäussert, die “Linken” hätten gelogen - natürlich wie immer ohne ein einziges Beispiel zu nennen.
Ich denke nicht, dass ab sofort mehr Fremdenfeindlichkeit herrscht. Vielmehr bildet das Resultat einen bedenklichen gesellschaftlichen Trend ab. Mich frappierte die Hartherzigkeit, mit der die Befürworter (auch in diesem Forum) argumentiert haben: Ausländer sind prinzipiell kriminell, wollen uns nur ausnehmen. GegnerInnen der Vorlage sind verblendete “Gutmenschen”, wer Mitgefühl äussert, drückt “auf die Tränendrüse”, weil ihm/ihr “die Argumente” ausgehen.

Vielleicht setzen sich die gleichen Leute jetzt konsequenterweise für massiv erhöhte Entwicklungszusammenarbeit ein, damit die Armen der Welt keinen Grund mehr haben, bei uns anzuklopfen, und damit wenigstens ein Teil der Fluchtgelder, auf denen “unser” Reichtum fusst, zurück in die Ursprungsländer zu den rechtmässigen Eigentümern geht?

Mir grausts ziemlich vor dieser unsolidarischen, ja asozialen Selbstgerechtigkeit, die hier manchen Postern durch die Zeilen trieft.

Schäme ich mich für mein Land? Nun, die Abstimmung steht jedenfalls konträr dem Bild gegenüber, das ich von meiner Schweiz habe. Von der oben erwähnten Selbstgerechtigkeit zum Judenstempel ist es nur ein kleiner Schritt.